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"Drachen-Dao ist Bewegungskunst, Kampfkunst und so vieles mehr"

Der Drache

Nach unserem westlichen Denken ist der Drache bloß ein Fabelwesen, von dem Erwachsene gerne ihren kleineren Kindern erzählen. Für Jugendliche und für Erwachsene lebt dieser dann noch einmal als Figur in Filmen wie "Der kleine Hobbit", in Gesellschafts-, Rollen- oder Videospielen oder in Fantasybüchern auf. 

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Warum aber ist der Drache Bestandteil einer Kampfkunst wie das Drachen-Dao? 

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Nun, die Antwort ist einfach: aufgrund der chinesischen Mythologie!

 

Schlauer macht uns diese Antwort jetzt nicht, aber das wird sich gleich ändern. Denn damit Du den Zusammenhang zwischen Drachen, chinesischer Mythologie und Kampfkunst nachvollziehen kannst, möchte ich Dir gerne einige Erläuterungen dazu geben.

 

Die chinesische Mythologie war und ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Kultur und Gesellschaft und in China in ganz vielen Bereichen gegenwärtig und fester Bestandteil des Alltags. Der Drache ist eines der wichtigsten Geschöpfe eben jener Mythologie. Für uns Europäer ist die chinesische Astrologie (chinesische Sternzeichen) wohl eine der bekanntesten chinesischen Disziplinen und bringt uns in Resonanz mit den Drachen. Hiernach wirken 12 Wesen während eines 12-jährigen Zyklus im jährlichen Wechsel auf das Schicksal der Menschen ein. Nach 12 Jahren beginnt beginnt dieser Zyklus dann erneut. Eines dieser Wesen ist der Drache. Das nächste Jahr des Drachen wird übrigens 2024 sein.

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Der Drache galt in China als wichtiges Symbol des Kaiserhauses. Der Thron des Kaisers wurde “Drachentthron” genannt. Durch das vorbildhafte Leben im Zusammenhang mit den konfuzianischen Lehren sollte durch den Kaiser das ganze Erdenleben positiv beeinflusst werden.

 

Der Drache wird in China mit Eigenschaften wie Gesundheit, Energie, Langlebigkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Mut und Selbstvertrauen in Zusammenhang gebracht. Drachen streben nach Harmonie und Rechtschaffenheit. 

 

Viele dieser Fertigkeiten des Drachen spiegeln sich gleichermaßen im menschlichen Dasein wieder und sind dabei Voraussetzung für ein glückliches, gesundes und bereicherndes Leben. Auf der anderen Seite gibt es Eigenschaften und Charakterzüge des Drachen, die ihm trotz seiner Größe und Kraft im Wege stehen, ihn selbst blockieren, ihm das Leben schwer machen. Auch dies spiegelt sich in unserem eigenen Leben oft wieder.

 

Man könnte sagen, dass die mythologische Figur des Drachen im Wesen eines jeden Menschen verankert ist und dabei dessen Lebensqualität im großen Maße mitbestimmt. Jeder Mensch verfügt also über eine Vielzahl von Fertigkeiten, die alle miteinander und mit unserer Welt und ihren Lebewesen in Verbindung und im Austausch stehen. Manche Fertigkeiten werden durch unserem Willen beeinflusst, andere jedoch nicht. Auch Emotionen, Prägungen und Erfahrungen spielen eine Rolle und wirken auf sie ein. Dieses System bezeichne ich als den "inneren Drachen", der nicht immer leicht zu bändigen und zu lenken ist, uns aber unglaublich wertvolle Möglichkeiten für unseren eigenen Lebensweg einräumt. 

 

Unser "innerer Drache" ist sensibel für Störungen und so gilt es auf der einen Seite, gewisse Fertigkeiten bei sich selbst überhaupt zu entdecken und dann zu entwickeln, auf der anderen Seite müssen negative Einflussfaktoren beseitigt und überschießende Impulse besänftigt werden. Folgende Beispiele verdeutlichen dieses Prinzip:

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  • Die Stärkung und Kräftigung unseres Bewegungsapparates und unseres Organsystems wirkt sich positiv auf die eigene Vitalität aus, dennoch dürfen sie nicht ins Übermaß geraten und zerstörerisch wirken.

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  • Die Entwicklung von Mut ist an die Entwicklung unseres Selbstbewusstseins gekoppelt, allerdings kann überschießender Mut dazu führen, die Selbstbeherrschung zu verlieren.

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  • Wer Kraft und Dynamik entwickeln will, muss auch Kontrolle und Gleichgewicht trainieren.

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  • Wer über das Maß extrovertiert ist, verliert mitunter den Blick für sein Umfeld und wird schneller in Konflikte geraten. Ein solcher Mensch wird mit Achtsamkeit größere Harmonie und ein gesünderes soziales Miteinander erlangen können.

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  • Wer über das Maß introvertiert ist, wird mitunter Opfer seines mangelnden Selbstvertrauens werden. Er wird das Bewusstsein für Körper, Geist und Seele trainieren müssen.

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  • Wer zu hektisch und ohne Ruhe durch das Leben geht, wird vieles vom Leben verpassen und sich selbst nicht wohl fühlen.

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Um die Qualitäten unserer Drachenkraft auf der einen Seite zu nähren und auf der anderen Seite auch zu kontrollieren bedarf es der Balance zwischen Geist, Seele und Körper. Diese Balance beruht auf einem freien Fluss der Körperenergie Qi. Drachen-Dao ist ein perfekter Weg, den uns innewohnenden Drachen zu nähren, das Qi zum Fließen zu bringen und so das Leben langfristig auf eine höhere, gesunde und glückliche Stufe zu heben. Gleichzeitig ist das Drachen-Dao eine Kampfkunst. Sie bietet dem Übenden die Möglichkeit, eine hocheffektive Form der Selbstverteidigung zu erlernen, die dem Leitmotiv folgt, Kämpfe (auch innere Konflikte) nach allen Möglichkeiten zu vermeiden oder aufzulösen und den Weg der körperliche Auseinandersetzung erst im Notfall und nur zur Verteidigung zu gehen.

 

Im Drachen-Dao gibt es keine Wettkämpfe und Prüfungen, da Vergleiche und Leistung keine Rolle spielen.

 

Vielmehr ist es das Dao - der Weg, den der Übende beschreitet, um sich selber zu entwickeln. Es gilt, den richtigen Weg zu wählen und konsequent zu folgen, auch wenn man ein finales Ziel nie erreichen wird. Denn unsere eigene Entwicklung kennt kein Ende. Diesen Weg bietet das Drachen-Dao. 

 

Aus diesen Erläuterungen ergibt sich, warum diese Bewegungskunst Drachen-Dao genannt wird und gleichermaßen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geeignet ist. Denn jeder Mensch besitzt einen inneren Drachen und befindet sich auf einem Weg, den es zu gehen gilt.

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